Ágnes Lukács

geboren am 11. November 1920 in Budapest, HU,
verstorben am 12. September 2016 in Budapest, HU

Als ungarische Jüdin wurde Ágnes Lukács im Juli 1944 nach Auschwitz deportiert. Über ein Außenlager des KZ Groß-Rosen kam sie Anfang 1945 nach Hausberge. Ihr künstlerisches Talent zeigte sich bereits in ihrer frühen Jugend. Nach der Befreiung arbeitete Sie als Künstlerin und Lehrerin. Die Zeit in den Lagern beeinflusste ihr künstlerisches Werk nachhaltig.

„Aber oft hatten wir dort auch gar nichts zu tun, es waren beispielsweise keine Rohstoffe vorhanden. Das Interessante ist, dort waren wir mit Holländerinnen zusammen. Die hatten, bevor sie ins Lager gekommen waren, auch schon in Holland unter deutscher Aufsicht gearbeitet. mehr lesen Sie hatten in der Philips-Fabrik gearbeitet, und sie erkannten die Produktionsanlagen der Philips-Fabrik. […] Radioröhren hätten wir dort herstellen sollen. Aber dort war alles schon so ziemlich zu Ende. Von Zeit zu Zeit kam es vor, dass irgendein Aufseher die Fabrik besuchte, und dann liefen die Vorarbeiter verzweifelt umher und versuchten, den Anschein zu erwecken, daß alle fleißig arbeiten. […]“  weniger lesen

Ágnes Lukács im Zeitzeuginneninterview 1992, Archiv der KZ-Gedenkstätte Neuengamme

Biografie

Ágnes Lukács wurde am 11. November 1920 in Budapest geboren. Ihr Vater war der Maler Gyula Lukács und schon früh erkannte man auch bei ihr ein großes künstlerisches Talent. Bereits im Alter von fünf Jahren wurden ihre ersten Werke ausgestellt. Nach dem Abitur studierte sie von 1939 bis 1944 an der Budapester Kunstakademie und beendete ihr Studium mit einem Abschluss als Kunsterzieherin. 

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Deportation nach Auschwitz
Im Frühjahr 1944 begannen die Deportationen der ungarischen Juden in Richtung der deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager. Ágnes Lukács suchte sich Arbeit in einer Seifenfabrik, in der Hoffnung, dass die dortige Anstellung sie vor einer Deportation schützen würde. Dennoch wurde sie am 03. Juli 1944 verhaftet und im Anschluss über ein Sammellager nach Auschwitz-Birkenau transportiert. 

In Auschwitz
Ágnes Lukács erhielt in Auschwitz nach kurzer Zeit eine Funktionsstelle in der Lagerregistratur. Ihre künstlerische Begabung war auch der SS-Bewachung vor Ort aufgefallen, woraufhin man sie für diese begehrte Stellung aussuchte. Nach einigen Monaten in Auschwitz wurde sie zur Zwangsarbeit in das Außenlager Reichenbach des KZ Groß-Rosen verlegt. Hier musste sie zum ersten Mal in einem Produktionsbetrieb für Radioröhren arbeiten.

Zu Fuß über das Eulengebirge
Mitte Februar 1945 mussten hunderte jüdische Frauen und Mädchen aus Reichenbach einen Räumungsmarsch über das Eulengebirge antreten, mitten im anhaltenden Winter, unter ihnen auch Ágnes Lukács. In Trutnov wurden die Überlebenden des Marsches in einen Zug verbracht. Ihr Ziel war das Außenlager Hausberge des KZ Neuengamme. Ágnes Lukács musste hier unter Tage in den sogenannten „Hammerwerken“ wiederum Radioröhren herstellen, in diesem Fall für die Firma Philips. Insgesamt blieb sie etwa einen Monat in Ostwestfalen, bevor die Lager geräumt und sie über Fallersleben nach Salzwedel transportiert wurde. Soldaten der US-Armee befreiten sie dort am 14. April 1945.

Künstlerin & Lehrerin
Als sie im Juli 1945 nach Budapest zurückkehrte, sah Ágnes Lukács ihre Eltern wieder. Sie waren nicht in ein KZ deportiert worden, sondern hatten das Getto in Budapest überlebt. Nach kurzer Zeit begann sie als Lehrerin zu arbeiten. 1946 wurden Bilder, in denen sie die Erlebnisse in Auschwitz thematisierte unter dem Titel „Auschwitz Noi Tabor“ veröffentlicht. Sie arbeitete bis 1977 als Lehrerin, schuf aber parallel und nach dem Ende ihrer Lehrtätigkeit weiter Kunst. Ihre Bilder nahmen zwar immer wieder Bezug auf die Verfolgung im Nationalsozialismus, es war aber längst nicht ihr einziges Schaffensthema. 

Ágnes Lukács verstarb am 12. September 2016 im Alter von 95 Jahren in Budapest. 

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Összebújva (Eng beieinander), Zeichnung der Künstlerin Ágnes Lukács. Reproduktion aus der Mappe „Auschwitz Noi Tabor“.