Albertus de Raaf

geboren am 28. Juni 1924 in Emmer-Compascuum, NL,
verstorben am 10. Dezember 1944 im Außenlager Lerbeck

Albertus de Raaf wurde 1944 wegen Arbeitsverweigerung in den Niederlanden verhaftet. Im September 1944 transportierte man ihn von Amersfoort über Neuengamme in das neu gegründete KZ-Außenlager Lerbeck. Er verstarb dort im Alter von 20 Jahren. Seine Familie suchte über mehrere Jahrzehnte nach seinem Leichnam.

„Also wartet auf einen weiteren Brief und gebt die Hoffnung nicht auf.”

Albertus de Raaf in einem Brief an seine Familie im Juli 1944. Den Brief hatte er illegal aus dem Polizeilichen Durchgangslager Amersfoort hinausgeschmuggelt. Es war eines der letzten Lebenszeichen, das seine Eltern erhielten. 

Porträtfoto von Albertus de Raaf

Quelle: Privatbesitz der Familie de Raaf

Biografie

Albertus de Raaf, genannt Bertus, wurde am 28.06.1924 als Sohn einer Landwirtsfamilie in Emmer-Compascuum, nahe der deutsch-niederländischen Grenze geboren. Er war das vierte von fünf Kindern der Familie, die engste Beziehung hatte er zu seinem zwei Jahre älteren Bruder Albert, von der Familie nur Ab genannt. 

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Ab de Raaf war als Widerständler gegen die Deutschen aktiv, er fälschte unter anderem Ausweisdokumente. Sein jüngerer Bruder folgte seinem Vorbild. Albertus de Raaf tauchte zusammen mit einer Gruppe von weiteren Widerstandskämpfern auf einem Bauernhof in Smilde, südlich von Assen unter. Am 2. Juni 1944 wurden die Mitglieder der Gruppe verhaftet. Obwohl auf dem Bauernhof auch Waffen versteckt waren, ist der genaue Grund der Verhaftung unklar. Zunächst brachte man die Gruppe in das Gefängnis von Assen, wenige Tage später, am 8. Juni 1944 wurde Albertus de Raaf als Häftling des Polizeilichen Durchgangslagers Amersfoort registriert. Als Grund für die Haft findet sich auf der Registrierung nicht der Widerstand, sondern die Arbeitsverweigerung von Albertus de Raaf.

Briefe aus Amersfoort
Während die meisten anderen Mitglieder seiner Widerstandsgruppe nach kurzer Zeit in Richtung Deutschland transportiert wurden, blieb Albertus de Raaf aus unklaren Gründen genau drei Monate in dem Lager. Er wurde als Zwangsarbeiter in den Waldgebieten rund um das Lager eingesetzt. Er hatte die Möglichkeit, aus dem Lager Briefe an seine Familie zu schreiben. Die offiziellen Briefe mussten die deutsche Zensur passieren, nur ein illegal aus dem Lager geschmuggelter Brief aus dem Juli 1944 lässt die schweren Arbeitsumstände erahnen. Albertus de Raaf beschloss, den Brief mit den Worten „Also wartet auf einen weiteren Brief und gebt die Hoffnung nicht auf. Bertus.“ 

Über Neuengamme nach Lerbeck
Am 8. September 1944, drei Monate nach seiner Inhaftierung in Amersfoort, verließ Albertus de Raaf die Niederlande mit einem Häftlingstransport in das KZ Neuengamme, kurze Zeit später wurde er in das neu gegründete Außenlager Lerbeck verlegt, wo er beim Aufbau des Frontreparaturwerks der Klöckner Flugmotorenbau Zwangsarbeit leisten musste. Das letzte Lebenszeichen an seine Familie blieben die Briefe aus Amersfoort. Am 10. Dezember 1944 verstarb Albertus de Raaf im Außenlager Lerbeck im Alter von 20 Jahren.

Die Suche 
Der Tod von Albertus de Raaf ließ seine Familie über Jahrzehnte nicht los. Seine Mutter und auch sein Bruder Ab sprachen noch auf ihrem Sterbebett über ihn. Nach langen Recherchen und mit großer Unterstützung der Stadt Porta Westfalica und der KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica konnte die Familie das Grab 2010 auf dem Lerbecker Friedhof lokalisieren. Nach einer Bestätigung der Identität durch eine DNA-Analyse ließ seine Familie den Leichnam von Albertus de Raaf umbetten. Am 29. Juli 2010 wurde er auf der Grabstelle seines Bruders Ab de Raaf in Heiloo, südlich von Alkmaar, beigesetzt.

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Zur Person von Albertus de Raaf gibt es eine Video-Präsentation im Ausstellungs-Container.

Rückseite des aus dem Polizeilichen Durchgangslager Amersfoort hinausgeschmuggelten Briefes, den Albertus de Raaf seinen Angehörigen im Juli 1944 schrieb. Es war eines der letzten Lebenszeichen, das sie von ihrem Sohn erhielten. Er schließt mit den Worten „Also wartet auf einen weiteren Brief und gebt die Hoffnung nicht auf.“

Quelle: Privatbesitz der Familie de Raaf