Bjørn Karbo
geboren am 4. Juli 1920 in Gentofte, DK,
verstorben am 27. Juli 2008 auf Askø, DK
Bjørn Karbo engagierte sich während der deutschen Besatzung Dänemarks in der illegalen Pressearbeit des Widerstands. Nach seiner Verhaftung gehörte er zur Häftlingsgruppe der sogenannten „50er“, die im September 1944 von Neuengamme aus an die Porta Westfalica zur Zwangsarbeit transportiert wurden.
„Noch schlimmer war es jedoch, als unser Lagerältester, der geisteskranke Georg [Knögl] Amok lief. […] Eines Nachts habe ich gesehen, wie er eine Bettlatte auf dem Kopf eines Häftlings zersplittern ließ und danach seinen Gummiknüppel ergriff mehr lesenund damit das Gesicht des Mannes bearbeitete, bis er es in eine einzige blutige Masse verwandelt hatte.“ weniger lesen
Bjørn Karbo, Bergmann in Porta Westfalica, übersetzt von Rainer Fröbe, in Joachim Meyert / Arno Klönne (Hg.): Verdrängte Geschichte - Verfolgung und Vernichtung in Ostwestfalen 1933-1945, Bielefeld 1986.
Biografie
Bjørn Karbo wurde am 4. Juli 1920 in Gentofte, nahe Kopenhagen geboren. Sein Vater war Offizier der dänischen Marine. Während der Besatzungszeit arbeitete Karbo als Texter und Werbeleiter. Bei der deutschen Besetzung des Marinehafens von Kopenhagen am 29. August 1943 starb Karbos Vater im Alter von 49 Jahren. Bjørn Karbo musste während der Besatzungszeit als Übersetzer arbeiten, in der Folge schloss er sich dem Widerstand an und agierte vor allem im Umfeld des sogenannten „Studentischen Nachrichtendienstes“, der in der illegalen Pressearbeit des Widerstands eine zentrale Rolle spielte.
mehr lesenVerhaftung
Der Gestapo gelang es, die Gruppe um Karbo zu enttarnen und zu zerschlagen. Er selbst wurde am 28. April 1944 verhaftet. Fast ein halbes Jahr blieb er in Dänemark in Haft, im Vestre-Gefängnis, im Sammellager Hørserod und im Durchgangslager Frøslev. Am 15. September transportierte man ihn mit einer größeren Gruppe dänischer Widerstandskämpfer in das KZ Neuengamme. Wenige Tage später erfolgte sein Weitertransport in das Außenlager in Barkhausen.Minearbejder i Porta Westfalica
Bjørn Karbo gehörte zu den 99 dänischen Häftlingen, die bereits Ende September in Barkhausen eintrafen. Sie bezeichneten sich in Anlehnung an die ersten beiden Ziffern ihrer Häftlingsnummer selber als „50er“, in Abgrenzung zu den später inhaftierten „54ern“. Karbo selbst erhielt die Häftlingsnummer 50375. In den Stollen rund um die Porta Westfalica musste er schwerste Zwangsarbeit leisten. Er war unter anderem Teil des Arbeitskommandos von dänischen Häftlingen, das im Weserstollen in Dehme die 12-Stunden-Schichten teilweise knietief im Stollenwasser verbringen musste. In seinem bereits 1945 publizierten Bericht „Minearbejder i Porta Westfalica“ beschreibt er neben der Zwangsarbeit auch den von Brutalität geprägten Lageralltag in Barkhausen.Die Weissen Busse
Am 21. März verließ Karbo zusammen mit allen weiteren dänischen Häftlingen die Porta Westfalica. Im Rahmen der sogenannten „Bernadotte-Aktion“ war das erste Ziel das Hauptlager Neuengamme, bevor es mit den „Weissen Bussen“ des Roten Kreuzes weiter in Richtung Dänemark ging.Insel-Aktivist
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Nach dem Krieg nahm Bjørn Karbo zunächst seinen alten Beruf wieder auf und gründete in der Folge eine Druckerei in Søllerød. Die Zwangsarbeit an der Porta Westfalica aber hatte ihre Spuren hinterlassen. Wie viele andere dänische Häftlinge auch trug Karbo aus den Stollenanlagen eine Tuberkulose davon. 1967, mit 47 Jahren, verkaufte er seine Druckerei und zog sich mit seiner Frau auf die kleine Insel Askø zurück. Für Askø und die vielen anderen kleinen dänischen Inseln setzte sich Karbo dann in den nächsten Jahren nachhaltig ein. Er war einer der Initiatoren des Verbandes der dänischen Kleininseln und über lange Zeit ihr Vorsitzender. Auch über den Verband hinaus engagierte er sich politisch und war Mitglied in Gemeinde- und Kommunalräten. Bjørn Karbo verstarb am 27. Juli 2008 auf Askø.
Wir waren 99 Dänen und davon wurden 78 dem sogenannten Weserstollen zugeteilt […]. Als wir während des Marsches sangen, schüttelten die Russen und Polen verwundert den Kopf und murmelten in gebrochenem Deutsch, daß wir das wohl bald leid sein würden. Der Wahrheit halber muß ich sagen, daß sie Recht bekommen sollten."
Bjørn Karbo, Bergmann in Porta Westfalica, übersetzt von Rainer Fröbe, in Joachim Meyert / Arno Klönne (Hg.): Verdrängte Geschichte - Verfolgung und Vernichtung in Ostwestfalen 1933-1945, Bielefeld 1986.