Györgyné Papp

geboren 1921 in Budapest, HU

Györgyné Papp stammte aus einer Familie, die sie nicht sonderlich religös erzogen hat. Dennoch musste sie als Jüdin in Ungarn 1944 zunächst Zwangsarbeit für die Nationalsozialisten leisten, bevor sie nach Auschwitz-Birkenau und dann in die KZ-Außenlager Reichenbach und Hausberge verschleppt wurde.

„Das war es, was uns am Leben erhielt. Das heißt, es waren sehr viele Köpfe beieinander, und auch wenn es nur Kleinigkeiten waren, versuchte doch jede, den anderen Kraft zu vermitteln, etwas Gutes, etwas Schönes zu erzählen.“

Györgyné Papp im Zeitzeuginneninterview 1992, Archiv der KZ-Gedenkstätte Neuengamme.

Györgyné Papp

Quelle: Archiv der KZ-Gedenkstätte Neuengamme

Biografie

Györgyné Papp, geborene Zsuzsa Polgár wuchs zunächst in einem bürgerlichen Elternhaus in Budapest auf. Sie hatte drei Geschwister. Nachdem ihr Vater aufgrund des auch in Ungarn bereits grassierenden Antisemitismus seinen Arbeitsplatz verlor, musste auch Györgyné als junges Mädchen helfen, das finanzielle Überleben der Familie zu sichern. Direkt nach dem Schulabschluss begann sie eine Tätigkeit als Fabrikarbeiterin.

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Nach der Besetzung Ungarns
In der Folge des Einmarsches deutscher Truppen in Ungarn im März 1944 wurde die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung des Landes intensiviert. Nach kurzer Zeit erfolgten die ersten Deportationen nach Auschwitz. Für Györginé Papps Familie bedeutete dies zunächst den Umzug in ein sogenanntes „Judenhaus“. Ihre Schwester und sie wurden kurz danach als Zwangsarbeiterinnen eingesetzt. Sie montierten für eine Firma Rüstungsgüter und waren auf dem Gelände der Fabrik untergebracht. Nach wenigen Wochen deportierte man sie nach Auschwitz-Birkenau, wo sie für drei Monate bis in den Herbst 1944 blieben. 

Reichenbach und Porta Westfalica 
In Auschwitz-Birkenau wurden die Schwestern für einen Transport ausgewählt, der jüdische Frauen als Zwangsarbeiterinnen in das Außenlager Reichenbach des KZ Groß-Rosen bringen sollte. Rund um das Lager waren verschiedene Rüstungsfirmen tätig, unter anderem mussten Häftlinge für die Firma Telefunken Radioröhren herstellen. Anfang 1945, beim Heranrücken der Roten Armee, sollten die Frauen aus Reichenbach in andere Außenlager transportiert werden. Mehrere Tage ging es zunächst mitten im Winter über das Eulengebirge bis nach Trutnov, wo die Gruppe in einen Zug verbracht und nach Westen gefahren wurde. Ende Februar kam der Transport in Hausberge an. Auch im Außenlager Hausberge mussten die Mitgefangenen von Györgyné Papp Radioröhren herstellen, diesmal für Philips und deren deutsche Tochterfirma Valvo. Sie selber hatte sich auf dem Transport derart schwer verletzt, dass sie die meiste Zeit im Lager am Frettholzweg verblieb.

Die Räumung
Als die Räumung der Außenlager an der Porta Westfalica am 1. April erfolgte, wurden Györgyné Papp und ihre Schwester zunächst nach Fallersleben und danach nach Salzwedel gebracht. Am 14. April konnten sie von amerikanischen Truppen befreit werden. Es dauerte aber noch fast zwei Monate, bevor sie ihren Heimweg antreten konnten. 

Wieder in Budapest
Zurück in Ungarn begann Györgyné Papp ein Studium der Wirtschaftswissenschaften. Sie trat der kommunistischen Partei bei und engagierte sich dort in den Folgejahren. In ihrer beruflichen Laufbahn bekleidete sie verschiedene leitende Positionen in unterschiedlichen Bereichen, sowohl in der Industrie wie auch im öffentlichen Sektor. 1980 ging sie in Rente, 1992 gab sie der KZ-Gedenkstätte Neuengamme ein Zeitzeuginnen-Interview, auf welchem diese biografischen Aufzeichnungen basieren.

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Externe Informationen