René Chavanne

geboren am 01. Juli 1924 in Villerupt, FR,
verstorben am 06. Oktober 1995 in Tours, FR

René Chavanne traf mit dem ersten Häftlingstransport am 18. März 1944 an der Porta Westfalica ein. 12 Monate lang musste er in den unterirdischen Stollenanlagen Zwangsarbeit leisten. 1990, nach 45 Jahren, besuchte er Porta Westfalica das erste Mal als Zeitzeuge.

„Ich war nicht mehr Bergmann, ich wurde zum Monteur. Es war eine neue Ausbildung, eine neue Erfahrung. Ich musste meine Höhenangst überwinden, ich hätte nicht gedacht, dass es so einfach sein könnte. Das Material, für das, was eine unterirdische Fabrik werden sollte, begann nun langsam einzutreffen.“ 

René Chavanne, Le cadavre réchauffé: Villerupt, Luxembourg, Hinzert, Buchenwald, une jeunesse derrière barreaux et barbelés, Metz 1993.

Nachkriegsfoto von René Chavanne mit gestreifter Häftlingsjacke. Auf der Jacke sind seine Häftlingsnummer 28131 und der rote Winkel eines politischen Häftlings zu erkennen.

Quelle: Verlag Éditions Serpenoise

Biografie

René Chavanne wurde am 01. Juli 1924 in Villerupt, in der Landschaft Lorraine (Lothringen) in Frankreich geboren. Zusammen mit dem Alsace (Elsaß) war die Region schon im 19. Jahrhundert Schauplatz deutsch-französischer Konflikte und Spielball sich immer wieder ändernder Machtverhältnisse in Westeuropa. Bereits 1935, so erinnert sich René Chavanne, sprachen seine Eltern über den drohenden Krieg.

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Rückzug nach Angers 
Seine Familie zieht sich aus dem Grenzgebiet nach Angers zurück. Hier erlebte René Chavanne den Einmarsch der Wehrmacht und die unerwartete schnelle Niederlage der französischen Truppen. Langfristig ist er nicht bereit, sich mit der Situation abzufinden. 1941 kehrte er, gerade einmal 16 Jahre alt, nach Villerupt zurück.

Résistance
Der aktive Widerstand begann für René Chavanne mit kleinen Aktionen, wie dem respektlosen Verhalten gegenüber deutschen Beamten oder dem Verteilen von Flugblättern. In der Folgezeit nahmen seine Widerstandsaktivitäten immer weiter zu. Er organisierte Verstecke, beschaffte Waffen und kümmerte sich um gefälschte Papiere. Im Frühjahr 1943 wurde er entdeckt und am 30. März des selben Jahres verhaftete ihn die Gestapo.

Gefangenschaft
Über das Gefängnis in Luxemburg transportierte man Chavanne in das SS-Sonderlager Hinzert. Nach fast einem Jahr wurde er Anfang März 1944 in das Konzentrationslager Buchenwald überstellt. In dieser Zeit hatte er gut zwanzig Kilogramm Gewicht verloren. 14 Tage nach seiner Ankunft in Thüringen teilte die SS Chavanne dem nächsten Transport zu – am 18. März 1944 erreichte er mit dem ersten Häftlingstransport das KZ-Außenlager in Barkhausen. 

In Ostwestfalen
An der Porta Westfalica blieb René Chavanne für ein ganzes Jahr. Er wurde in unterschiedlichsten Kommandos zur Zwangsarbeit eingesetzt, so unter anderem auch bei den Montagearbeiten im Raffinerieprojekt „Dachs I“. Am 1 April 1945 wurde er mit dem Räumungstransport nach Beendorf transportiert und von dort aus nach Wöbbelin. Am 2. Mai 1945 konnte er zusammen mit den anderen Überlebenden des Lagers von amerikanischen Truppen befreit werden. 

Zurück als Zeitzeuge
1990 besuchte René Chavanne im Alter von 65 Jahren wieder die Porta Westfalica. Zusammen mit einer kleinen Gruppe ehemaliger Häftlinge wurde er im Stadtrat empfangen. Höhepunkt des Besuches war eine gemeinsame Veranstaltung mit Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Porta Westfalica. Zwei Jahre später war er einer der Ehrengäste anlässlich der Einweihung des Mahnmals zum Gedenken an die Häftlinge der Portaner KZ-Außenlager in Hausberge. 

Am 6. Oktober 1995 verstarb René Chavanne in Tours im Alter von 71 Jahren.

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„Nach einer Viertelstunde des Geschreis, ein paar Ohrfeigen, ein paar Schlägen wurden Fünfergruppen gebildet, die Mützen zurechtgezogen, die Mäntel geschüttelt und von Stroh befreit mehr lesen: diejenigen, deren Mäntel mit Exkrementen verschmutzt blieben, falteten sie zusammen und legten sie über den Arm. Dolmetscher wurden vorgestellt: ein Pole, ein Russe und ein Franzose.“  weniger lesen

René Chavanne, Le cadavre réchauffé: Villerupt, Luxembourg, Hinzert, Buchenwald, une jeunesse derrière barreaux et barbelés, Metz 1993.

Buchcover „Le Cadavre Réchauffé“.

Quelle: Verlag Éditions Serpenoise