„Hier leben die Toten“
Die Außenlager
„Wir wurden in ein Hotel verlegt. Der erste positive Eindruck wich bald angstvollen Ahnungen, als ich auf dem Hof eine Inschrift las, die mit Kohle auf die weiße Wand geschrieben war. HIC MORTUI VIVUNT stand dort in großen Buchstaben. Die Worte HIER LEBEN DIE TOTEN verstanden wir; ihre wahre Bedeutung wurde erst im Laufe der folgenden Monate in ihrem vollen Schrecken offenbar.“
Die Außenlager
Am 18. März 1944 trafen die ersten 300 Männer mit einem Häftlingstransport aus dem Konzentrationslager Buchenwald an der Porta Westfalica ein. Sie wurden bei ihrer Ankunft als Neuzugänge des Konzentrationslagers Neuengamme (Hamburg) registriert. Jeder von ihnen erhielt bei der Ankunft eine neue Häftlingsnummer. Der Saal des Hotels Kaiserhof in Barkhausen war bereits vor der Ankunft des Transports leer geräumt, mit Stacheldraht umzäunt und als Lagergebäude vorbereitet worden. In den ersten Wochen mussten die Männer auf Strohsäcken schlafen und sich ihre mehrstöckigen Bettstellen nach und nach selbst aufbauen. In den ersten Planungen war das Lager im Kaiserhof für 500 Häftlinge vorgesehen gewesen, ab dem Spätsommer 1944 waren laut Berichten von Überlebenden zwischen 1.200 und 1.500 Männer dort inhaftiert.
Im September 1944 wurde auf einem ehemaligen Reichswehrgelände in Neesen das zweite Außenlager an der Porta Westfalica eingerichtet. Die etwa 500 Häftlinge aus diesem Lager mussten beim Aufbau eines Reparaturwerks für Flugzeugmotoren in Lerbeck Zwangsarbeit leisten. Obwohl das Lager im Ortsteil Neesen lag, taucht es in Aufzeichnungen und Dokumenten ausschließlich als Außenlager Lerbeck auf. Das dritte Außenlager an der Porta Westfalica entstand im Winter 1944/1945 am Frettholzweg in Hausberge. Inhaftiert wurden dort ab Februar 1945 vornehmlich jüdische Frauen, die als Zwangsarbeiterinnen in einer Radioröhrenproduktion für Philips eingesetzt werden sollten. Noch kurz vor der Räumung der Außenlager erreichte ein Transport aus dem KZ Ravensbrück die Porta Westfalica. Die etwa 250 Frauen wurden anschließend bis zu ihrer Befreiung im Saal des Gasthauses Kohlmeyer in Vennebeck gefangen gehalten.
Die Lager an der Porta Westfalica waren Teil des Außenlagersystems des KZ Neuengamme. Im März 1945 waren etwa 29.000 Männer und Frauen in den über 85 Außenlagern inhaftiert, das Stammlager zählte zu dieser Zeit etwa 13.000 Häftlinge.