Bis zum letzten Tag
Formen der Zwangsarbeit
Formen der Zwangsarbeit
Im Spätsommer 1944 wurde der Ausbau der weiteren Verlagerungsprojekte rund um die Porta Westfalica beschlossen. Die Häftlinge sollten auch dort den Großteil der schweren körperlichen Ausbauarbeiten in Zwangsarbeit leisten. Die SS rechnete den Arbeitseinsatz der Häftlinge im Folgenden mit dem jeweiligen Bau- oder Produktionsbetrieb ab. Gleichzeitig gingen die ersten Rüstungsproduktionsanlagen in die Installations- und Produktionsphasen über. Hier wurden von der SS und den Betrieben ebenfalls Häftlingskommandos eingesetzt.
Die KZ-Außenlager Lerbeck und Hausberge wurden speziell für den zwangsweisen Arbeitseinsatz der Häftlinge in einem Frontreparaturwerk von Klöckner und der Radioröhrenproduktion von Philips und Valvo im oberen Stollen des Jakobsberges gegründet. In Lerbeck mussten die Häftlinge die Prüfstände für die Flugzeugmotoren aufbauen und später auch bei den Wartungsarbeiten die körperlich schweren Hilfsarbeiten übernehmen. Die Zwangsarbeit der Frauen aus dem Außenlager Hausberge bestand in spezialisierten Handarbeiten im Metall- und Elektronikbereich, für die sie oft bereits an ihren vorherigen Haftorten eingesetzt worden waren.
Die Überlebenschancen vieler Häftlinge in den deutschen Konzentrationslagern und so auch in den Lagern an der Porta Westfalica hing im letzten Kriegsjahr maßgeblich von der Art der von ihnen zu leistenden Zwangsarbeit ab. Je komplexer die durchzuführenden Arbeiten waren und je mehr Zeit auf die rudimentäre Ausbildung der Häftlinge verwendet wurde, desto höher war die Wahrscheinlichkeit, dass Industrie und SS ein Interesse an der Aufrechterhaltung der Arbeitskraft der Häftlinge hatten.
In den letzten Wochen fehlten in den bereits produzierenden Rüstungsbetrieben unter Tage immer öfter Rohmaterialien und Ersatzteile. Dennoch mussten die Häftlingskommandos bis zum letzten Tag vor der Räumung des Außenlagerkomplexes an der Porta Westfalica zur Zwangsarbeit ausrücken.

Eine Valvo RV2,4 P700 Radioröhre. Dieser Röhrentyp wurde als einziger in nennenswerten Stückzahlen im Jakobsberg hergestellt.