Höhle oder Hölle
Zwangsarbeit im Berg
„Wie es sich anhörte,als die ganze Maschinerie lief, weiß ich nicht mehr. Maschinen brummten und surrten, die Lüftungsrohre arbeiteten, die Elektrik produzierte Licht. Menschen – von der Schwere der Arbeit und dem hoffnungslos sie umschließenden Dunkel erniedrigt – ächzten, stöhnten, weinten, als uniformierte Deutsche die Treppen auf und ab schritten, um alles unter Kontrolle zuhalten, um schuldlose, ahnungslose Menschen diesem Martyrium auszusetzen.“
Zwangsarbeit im Berg
Die Zwangsarbeit bestimmte den Tagesablauf für KZ-Häftlinge an der Porta Westfalica. Gearbeitet wurde in der Regel in Zwölf-Stunden-Schichten und an sieben Tagen in der Woche. Lediglich der Sonntag war für halbe Schichten vorgesehen, da hier der wöchentliche Wechsel von der Tag- zur Nachtschicht erfolgte.
Bis in den Sommer 1944 wurden die Häftlinge aus Barkhausen hauptsächlich zu Hilfsarbeiten unter Tage eingesetzt. Zivile Bergleute, unter anderem von der Gewerkschaft Porta in Dützen entsandt, sprengten neue Stollen in den Jakobsberg. Der Abtransport der Geröllmassen erfolgte im Anschluss per Hand, mit Schaufel, Spitzhacke und Schubkarre. Die Arbeit war körperlich auszehrend und von Gewalt geprägt, die Versorgung mit Lebensmitteln dazu unzureichend. Der erste dokumentierte Todesfall ereignete sich bereits nach zweieinhalb Wochen. Kurze Zeit später wurden die ersten Gefangenen entkräftet nach Neuengamme zurücktransportiert und durch neue Häftlinge ersetzt. Für das als Höhle I bezeichnete untere Stollensystem im Jakobsberg verbreitete sich unter den Häftlingen der Name Hölle I.
Insgesamt dauerte der Ausbau von 1.500 Quadratmetern Stollengrundfläche auf die zunächst vorgegebene Zielgröße von 5.000 Quadratmetern nur circa drei Monate. In den zwölf Monaten der Bautätigkeiten sind laut einem Nachkriegsbericht der Alliierten etwa 60.000 Kubikmeter Gestein für das Stollensystem ausgebrochen worden. Mit dem vorläufigen Abschluss der bergbaulichen Arbeiten im Jakobsberg, der Verlegung der Bautätigkeiten auf andere Untertageverlagerungen an der Porta Westfalica und der Neuvergabe der Höhle I für eine Raffinerie der Deurag-Nerag veränderten sich auch die Formen der Zwangsarbeit für die Häftlinge.