Gita Mann

geb. Gizella Schöner, geboren am 25. Oktober 1929 in Csenger, HU

Gizella Mann, genannt Gita, wurde als ungarische Jüdin im Alter von 14 Jahren zunächst in ein Getto und dann nach Auschwitz deportiert. Über Horneburg kam sie ins KZ-Außenlager Hausberge. Sie überlebte und arbeitete bis ins hohe Alter als Zeitzeugin. Im Jahr 2017 besuchte sie Porta Westfalica.

„Wie es sich anhörte, als die ganze Maschinerie lief, weiß ich nicht mehr. Maschinen brummten und surrten, die Lüftungsrohre arbeiteten, die Elektrik produzierte Licht. Menschen – von der Schwere der Arbeit und dem hoffnungslos sie umschließenden Dunkel erniedrigt – ächzten, stöhnten mehr lesen, weinten, als uniformierte Deutsche die Treppen auf und ab schritten, um alles unter Kontrolle zu halten, um schuldlose, ahnungslose Menschen diesem Martyrium auszusetzen.“  weniger lesen

Sonja Michel, Gita, 2020

Biografie

Gita Mann wurde als Gizella Schöner am 25.10.1929 in Csenger in Ungarn geboren. Sie hatte sechs Geschwister, von denen vier älter waren als sie. Ihre Familie war nicht wohlhabend und man lebte zeitweise mit neun Personen in nur einem Raum. In ihren Erinnerungen bezeichnet Gita Mann ihre Familie als sehr religiös, der Glauben gab der Familie trotz der großen wirtschaftlichen Not Sicherheit. 

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Besatzung und Verfolgung
Im März 1944 besetzten deutsche Einheiten das bis dahin mit dem Deutschen Reich verbündete Ungarn. Mit der Besatzung wurden auch die ungarischen Juden zum Ziel der deutschen Verfolgung. Sehr schnell begann eine groß angelegte Gettoisierung, bevor ab Mai 1944 die ersten Transporte aus Ungarn nach Auschwitz fuhren. Im selben Monat deportierten die Besatzer Gita Mann mit ihrer Familie in das Getto Matészalka und im Juni erreichte sie, eng eingepfercht in einen Waggon, Auschwitz. Bei der Selektion sah sie ihre Mutter, ihre jüngeren Brüder und das Baby ihrer älteren Schwester zum letzten Mal. Sie selbst hatte, einem Überlebensinstinkt folgend, gegenüber der SS ihr Alter fälschlicherweise mit 16 Jahren angegeben.

Über Horneburg nach Ostwestfalen
Etwa einen Monat nachdem sie in Auschwitz angekommen war, wurde Gita Mann für einen Transport nach Westen ausgewählt. Der Zug aus Auschwitz endete in Horneburg bei Hamburg, wohin die Philips-Tochterfirma Valvo eine Radioröhrenproduktion verlegt hatte. Gita Mann musste dort bis zur Räumung Horneburgs im Februar 1945 Elektronikteile herstellen. Anschließend brachte man die meisten der etwa 250 Häftlinge des Lagers in das Außenlager Hausberge, um dort die Zwangsarbeit für Philips in den unterirdischen Stollen im Jakobsberg fortzusetzen. In den ersten Wochen befanden sich auch die Schlafstätten der Frauen und Mädchen unter Tage.

Aus Hamburg nach Schweden
Bei Räumung der Lager an der Porta Westfalica befand sich Gita Mann auf einem Transport, der sie zunächst ins Außenlager Beendorf bringen sollte. Hier war wiederum der Einsatz zur Zwangsarbeit in einer Untertageverlagerung für sie geplant gewesen. Nachdem wenige Tage nach der Ankunft der Häftlinge aus Hausberge auch das Lager Beendorf geräumt wurde, erreichte der Transport mit den Frauen kurz vor Kriegsende Hamburg. In einem Hamburger Außenlager gelangte Gita Mann auf einen Transport der Bernadotte-Aktion, der sie befreien und nach Schweden bringen sollte.

Israel und die USA
In Schweden wurden Gita Mann und 42 weitere Frauen und Mädchen in der Nähe von Stockholm aufgenommen und versorgt. Nachdem sie Schweden verlassen hatte, kehrte sie zunächst nach Csenger zurück, wo sie einige Zeit bei ihrer Schwester wohnte, die die Shoah ebenfalls überlebt hatte. Da sie sich dort nicht mehr zuhause fühlte, plante sie nach Israel auszuwandern. Während der Vorbereitung zur Auswanderung lernte sie ihren späteren Mann kennen, mit dem sie dann schließlich in Israel ihre eigene Familie gründete. Sie bekam zwei Kinder und verbrachte ihren weiteren Lebensweg in den USA und in Israel. 

Zurück in Porta Westfalica 
2016 lernte Gita Mann auf einer Gedenkveranstaltung in Süddeutschland ihre spätere Biografin Sonja Michel kennen. Die beiden besuchten gemeinsam die Orte von Gitas Jugend und ihrer Zeit in Haft und somit 2017 auch Porta Westfalica. In mehreren beeindruckenden Veranstaltungen berichteten sie aus Gita Manns Leben und bereicherten damit nachhaltig die Erinnerungsarbeit vor Ort. Das Buch „Gita“ von Sonja Michel, welches auf Grundlage dieser Reisen entstand, erschien im Jahr 2020. Gita Mann lebt inzwischen wieder in der Nähe ihrer Kinder in New Jersey in den USA.

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Zur Person von Gita Mann gibt es eine Video-Präsentation im Ausstellungs-Container.

„Die Deutschen wussten von ihrer drohenden Niederlage in diesem Aprilmonat und ihre Angst ließ sie uns gegenüber umso grausamer werden mehr lesen. Ausweglosigkeit auf beiden Seiten. Nur, dass wir in diesen Tagen noch die Schwächeren, Untergebenen waren. Zu jeder Zeit ließen sie uns wissen, an welch seidenem Faden unser aller Leben hing.“  weniger lesen

Sonja Michel, Gita, 2020

Das Buch Gita von Sonja Michel erschien im Jahr 2020 im Eigenverlag. 

Coverdesign: Alfons Alt

„Ende März, Anfang April wurden wir wieder in Eisenbahnwaggons getrieben. Ich war froh diesem Ort, dem Jakobsberg, zu entfliehen, hatte aber gleichzeitig große Angst mehr lesen vor dem Kommenden. Die Aufseher wurden immer unbeherrschter und kamen auf die abstrusesten Foltermethoden. Wieder fuhr ein Waggon voller junger Mädchen in die Ungewissheit, mitten in Deutschland, in den Entwehen des tosenden Krieges. Die Bomber der Alliierten donnerten über uns hinweg und ließen den Waggon mehr als einmal erzittern. Sollten uns unsere Retter schlussendlich durch gezielten Bombenabwurf töten? Welch Ironie des Schicksals, diese Gedanken zu Ende denken zu müssen.“  weniger lesen

Sonja Michel, Gita, 2020

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